Edelkastanie (Castanea sativa Mill.)

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Der Kastanienbaum, „vereinzelter Sohn des Südens“?

Einen „vereinzelten Sohn des Südens“ nannte Hermann Hesse den Kastanienbaum, als er, in Erinnerung an die alten Exemplare im Kloster Maulbronn, „Narziss und Goldmund“ schrieb.
Die große Familie der Buchengewächse, zu der auch die Kastanie zählt, umfasst insgesamt circa 900 Baum- und Straucharten, darunter laubabwerfende Arten wie Buchen, Eichen und Kastanien, aber auch immergrüne Bäume wie Steineichen (Quercus ilex) und Südeichen (Lithocarpus), die in tropischen bis subtropischen Gebieten gedeihen. Die europäische Kastanie (Castanea sativa, auch C. Vesca) gilt als typisch südländische Art, wurde jedoch in vorchristlicher Zeit als Kulturpflanze vom Kaukasus nach Kleinasien und später nach Nordafrika, Spanien und Italien eingeführt. Laut neuester Forschungen wuchs sie bereits vor der letzten Eiszeit in Mitteleuropa. Die Kelten brachten sie aus dem Mittelmeergebiet zurück über die Alpen bis ins Innere Europas, und die Römer legten sogar in Südengland Kastaniengärten an, die zum Teil noch heute existieren.
Wer im Frühling einen Kastanienwald besucht, erlebt eine Überraschung: im Vergleich zu anderen Laubbäumen treiben die Kastanienbäume spät aus, und genauso verzögert tritt die Blüte auf. Männliche und weibliche Blüten öffnen sich je nach Standort im Juni, vorzugsweise in der Johannizeit, wenn die meisten Baumnachbarn bereits Früchte und Samen bilden. Im Sommer erkennt man Kastanienbäume von weitem, denn die Blüten weben weißgelbe sternförmige Muster ins Kronenmeer. (…)

Die Esskastanie

Im Appennin wurden die alten Kastanienbäume während des zweiten Weltkrieges zu Nothelfern: aus den gedarrten Maronen (einer kultivierten Kastanienart) oder sogar aus Wildkastanien wurde Mehl gemahlen für Brotfladen, Nudel und Breispeisen. Anstatt sie an die Tiere zu verfüttern, wie es seit Mitte des 18. Jahrhunderts üblich war, fand die Esskastanie erneut ihren Platz auf dem täglichen Speiseplan. Heute verwendet man das Kastanienmehl wieder seltener, aber ab Mitte Oktober werden in ganz Italien, von Südtirol bis Sizilien, geröstete Kastanien auf der Piazza verkauft und als Nachtisch oder Inbiss verzehrt. Die Nüsse enthalten viel Stärke, sind sättigend und wärmend und schmecken süß. Um sie besser zu verdauen, empfiehlt es sich, sie gut einzuspeicheln, damit die Stärke durch das Enzym Ptyalin, das im Speichel enthalten ist, aufgespalten wird. Bei Darmbeschwerden sollte man Kastanien fern von den Mahlzeiten essen, um Blähungen zu verhindern, während Magenkranke dank der basisch wirkenden Samennüsse besser verdauen. Kastanien sind im Allgemeinen ein bekömmliches Stärkungsmittel und weisen einen hohen Gehalt an Kohlenhydraten, Mineralsalzen (Magnesium, Kalium, Calcium und Phosphor, aber auch Eisen und Schwefel), Vitaminen, Fetten und Aminosäuren auf. Das Mehl ist besonders für Zöliakiekranke geeignet, da es natürlich glutenfrei ist.

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Kastanienhonig schmeckt ziemlich bitter, aber angenehm aromatisch. Er enthält viel Fruchtzucker und bleibt lange flüssig. Bereits im Altertum empfahlen ihn Ärzte bei Leberstauung und Blutarmut, Halsschmerzen und in der Konvaleszenz. Auch in der modernen Naturheilkunde gilt Kastanienhonig als konzentriertes, therapeutisch wirksames Lebensmittel; er soll daher sparsam verwendet werden.

Die Kastanie als Heilpflanze

Die Blätter der Edelkastanie (Castanea sativa foliae) enthalten außer Tannin (Gerbstoff) wertvolle Substanzen wie Flavonoide (u.a. Quercetin), Triterpene, Vitamin C, Phosphor und Magnesium. Sie werden zwar nur noch selten verwendet, eignen sich aber hervorragend für Teemischungen und Armbäder bei trockenem Husten, Keuchhusten, Bronchitis, eventuell auch mit anderen „balsamischen“ Blattdrogen vermischt wie Thymian, Eukalyptus, Bohnenkraut und Spitzwegerich.

Kastanienblätter haben eine desifinzierende Wirkung und helfen bei eiternden Wunden und Geschwüre als Waschung oder Auflage. Auch bei rheumatischen Beschwerden und Muskelverspannungen hilft ein Vollbad mit Kastanientee. Mit Efeu- und Birkenblättern zu gleichen Teilen vermischt braut man einen starken Infus (10 g Droge auf 500 ml Wasser), der bei Orangenhaut, Ödemen und Venenschwäche äußerlich empfohlen wird. Die betroffenen Stellen behandelt man täglich mit dem Tee, indem man einen Naturschwamm in den konzentrierten Sud eintaucht und die Hautpartien mit kreisenden, leicht klopfenden Bewegungen abreibt. Danach wird etwas Arnikaöl einmassiert, oder auch Rosskastaniensalbe*.Auch in der Gemmotherapie gilt der Auszug aus den Blattknospen von Castanea sativa als unterstützendes Mittel bei Krampfadern, schweren Beinen, venöser Insuffienz und Ödemen an den Beinen.

Polypodium - Engelsüß

Polypodium – Engelsüß

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